Hufgeschwür / Hufabszess

Hufgeschwüre sind eitrige Infektionen in der Hornkapsel, die starke Schmerzen auslösen können, jedoch meistens weitestgehend harmlos verlaufen. Werden sie nicht behandelt, dann tritt der Eiter meist überhalb des Kronrandes aus und danach heilt der Abszess folgenlos aus.

mögl. Ursachen

  • Bakterien von Außen (dringen gerne durch Risse und Spalten ein)
  • Blutergüsse durch z.B. Steintritt
  • Quetschung der Lederhaut z.B. durch übergelegte Eckstreben/Zwang
  • Belastungsänderungen durch Umstellung (z.B. von Eisen zu Barhuf)
  • Stoffwechsel, Cushing, Vergiftungen (über den Huf kann das Pferd entgiften – ist der Körper überlastet kann es zum Geschwür kommen – siehe am Ende der Seite Funktionen des Hufs)
  • wenn die Hufe besonders hart sind (z.B. im Sommer bei andauernder Trockenheit), dann ist das Risiko größer, da entstehender Druck  durch das unnachgiebige Horn schwerer abgeleitet werden kann)
  • bisher gibt es jedoch für keine dieser Ursachen wissenschaftliche Beweise

Symptome

  • schleichende oder abrupte Lahmheit
  • möglicherweise angeschwollenes Bein, Pulsation, warmer Huf
  • beim richtigen Reifegrad deutl. Reaktion durch Abdrücken mit der Zange
  • manchmal gar keine (das alte Geschwürloch wird dann Wochen später bei der Hufbearbeitung entdeckt)

Alternative Erkrankungen mit ähnl. Symptomen: Lederhautentzündung, Haarriss im Hufbein, Zyste im Strahlbein, abgebrochener Hufbeinast

Behandlung

Reifung:

  • 3 Tage Sauerkrautverband oder Angussverband mit Rivanol/Jodlösung/ Essig/ Brottrunk oder warme Leinsaatwickel — der Verband lässt den Huf weich werden und die Inhaltsstoffe begünstigen eine Reifung des Abszesses (dieser kann dann gut lokalisiert werden)
  • begleitend ist Akupunktur möglich
  • mögl. Medikamente: Hepar Sulfuris D6 Tabl. (höhere Potenz verhindert Reifung), Myristica serbifera

Öffnen:

  • mit Hufzange abdrücken oder mit digitalem Temperaturmessgerät (aufs Zehntel genau) die erwärmte Stelle ermitteln, dort kleinen Kanal schneiden
  • austretende Flüssigkeit sollte schwarz-grau sein, wenn gelb, dann mögl. Infektion der Lederhäute (unbedingt Tierarzt hinzuziehen)
  • es gibt auch Gegenstimmen zur manuellen Öffnung: Man kann den Abszess auch am Kronrand durchbrechen lassen. Das hat jedoch eine längere Reifungszeit und damit Schmerzen für das Pferd zur Folge. Vorteil ist, dass keine weitere Öffnung in der Sohle geschaffen wird, durch die Keime eindringen können. Außerdem verhindert man, dass durch Fehllokalisation unnötig die Sohle geschwächt wird.

Abheilung:

  • kleinere Löcher: ohne Verband, tägl. spülen mit Rivanol/Desinfektionsmittel (z.B. Octenisept zur Wunddesinfektion)
  • großflächige Löcher: trockener Hufverband, weitere Behandlung siehe „kleinere Löcher“
  • größere Löcher bis zur Lederhaut zur Verhinderung eines Lederhautvorfalls mit Druckverband aus Mull/Hanf oder mit Heilerde/Ton verschließen
  • Hornersatzprodukte oder ähnliche Komponenten sind in den meisten Fällen nicht notwendig (zu früh angewendet fördern sie eine erneute Infektion, da ohne Sauerstoff die Keime wieder guten Nährboden finden) – wenn sich bereits wieder eine Reparaturhornschicht (sog. Kithorn) gebildet hat wäre ein künstlicher Aufbau möglich, aber auch dann sollte das wöchentlich erneuert werden, um die Ausbreitung von Keimen zu unterbinden (falls ein Kunsthornaufbau notwendig ist, stelle ich Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten vor)
  • vom konventionellen Aufnageln von Eisen mit Platte ist eher abzuraten, da dadurch die Nachversorgung des Lochs nicht mehr möglich ist, i.d.R. reicht ein Hufverband oder Krankenschuh völlig aus; außerdem ist unter Beschlag der Hufmechanismus nicht mehr möglich und somit die Hufpumpe außer Kraft gesetzt, die Abbaustoffe transportiert
  • unterstützende Medikamente: Silicea, Schüssel Nr. 11

Krankheitsdauer:

Je nach Größe, Lage und Behandlungserfolg kann ab dem ersten Anzeichen bis zur Reitbarkeit unter Umständen 3 Tage, aber auch mehrere Wochen liegen (diffuse Symptome und Lahmheit, nicht richtige Lokalisation des Abszesses, erneute Infektion, etc.)

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